Zusammenfassung Vortrag Max Schmidt vom Bodenberatungsdienst, am 9.12.2013
"Boden - Pflanze - Tier: Ganzheitliche Milchproduktion"
Herr Schmidt sieht einen Milchviehbetrieb als ein perfektes Nährstoffkreislaufsystem an. Im Mittelpunkt steht die Kuh, für die ein qualitativ hochwertiges Grundfutter produziert werden muss. Die Ziele der Grünlandbewirtschaftung sind damit die Prouktion eines wiederkäuergerechten Futters mit hohen Energie-, Eiweiß- und Mineralstoffgehalten auf artenreichen Pflanzenbestände und der optimale Einsatz der Gülle zur Düngung. Die Grundlage für gute Pflanzenbestände ist der Boden. Herr Schmidt stellt dar, dass die Böden in Baden-Württemberg und besonders auch in der nördlichen Hälfte des Ostalbkreis teilweise einen zu niedrigen pH-Wert aufweisen. Anzustrebende pH-Werte seien 5,1-5,5 auf leichten Böden, 5,6-5,9 auf mitteleren Böden und 6,0-6,3 auf schweren Böden. Früher wurde meistens Thomasmehl zur Düngung eingesetzt, das eine ausreichende Menge an Kalk geliefert hat. Da dieser Dünger heute nicht mehr verfügbar ist und nur noch Mineraldünger mit versauerender Wirkung eingesetzt werden, hat sich der Kalkzustand in den letzten Jahrzehnten verschlechtert. Der Boden versauert aber auch auf natürliche Weise, weil bei der Zersetzung von organischer Substanz und durch Bildung von Kohlensäure durch CO2 aus der Bodenatmung H+-Ionen ausgeschieden werden, die zu einem niedrigerem pH-Wert führen. Die Versauerung ist dabei stärker, wenn der Boden verschlämmt ist, da so weniger CO2 in die Luft entweichen kann und entprechend mehr Kohlensäure gebildet wird.
Der Kalkzustand des Bodens beeinflusst den Pflanzenbestand deutlich: so unterteilt sich der Grasbestand auf einem lehmigen Sand in 75% Sauergräser und Unkräuter, 12% Kleearten und Futterkräuter und 13% gute und mittlere Gräser bei einem Boden-pH von 4,5. Liegt er jedoch bei 5,6 im Optimum setzt sich das Grünland aus 59% guten und mittleren Gräsern und jeweils 14,5% Klee und Sauergräsern zusammen. Besonders anzumerken ist dabei, dass selbst bei vergleichbaren Inhaltsstoffen von guten und minderwertigen Gräsern die Mineral-, Wirk-, Aroma- und Heilstoffe bei guten Gräsern höher sind, was u.a. zu einer höheren Futteraufnahme führt. In mehreren Studien wurde festgestellt, dass Stickstoffgaben nur eine untergeordnete Rolle für die Rohproteingehalte spielen. Die Qualität des Rohproteins wird dabei vielmehr durch Kalk beeinflusst: so sind die Gehalte an Nitrat in Grassilagen wesentlich niedriger, wenn der Boden gut mit Kalk versorgt ist.
Herr Schmidt schlägt aus diesen Gründen eine jährliche Erhaltungskalkung von 200 kg/ha vor (Kosten von ca. 10 - 20 €/ha). Kalk führt zu einer besseren Bodenstruktur, sowohl im Grünland als auch im Acker, was letztendlich zu einem guten Bodenleben, einer besseren Durchwurzelung und zu einer höheren Wasseraufnahmekapazität führt. Herr Schmidt führt an, dass besonders im Ackerfutterbau neben der Kalkdüngung auch die Schwefeldüngung wieder vermehrt ins Auge gefasst werden muss. Gerade Klee- und Luzernearten bekommen heute nicht mehr ausreichend Schwefel aus der Luft. Eine gute Kombination wäre ein kohlensaurer Kalk mit 2% Schwefel. Hochwertige Aminosäuren als Teil von "gutem" Rohprotein bestehen außerdem aus viel Schwefel. Ein Mangel kann dementsprechend zu einer schlechteren Rohproteinqualität führen.
Kalk kann auch bereits im Stall eingesetzt werden. Als Teil der Einstreu für die Liegebuchten bringt er hier zusätzlich Vorteile für die Hygiene im Stall und am Tier. Spezielle Hygienekalke können nämlich die Anzahl an euterpathogenen Keimen reduzieren.