Lehrfahrt ins Allgäu/Oberschaben
In den frühen Morgenstunden machten wir uns auf den Weg ins Allgäu zum Betrieb von Martin Herz. Nach einer kleinen Handvesper und einigen Verkehrshindernissen kamen wir auf dem Hof in Einzelhofanlage an, wo uns die Familie Herz freundlich empfangen hat. Diese bewirtschaftet 65 ha, wovon 5 ha Silomais sind und der Rest Grünland. Auf dem Hof stehen 90 Kühe und das Jungvieh, welches zur Bestandsergänzung gebraucht wird. Gemolken wird in einem Doppel-5er Swing Over Melkstand von Dairy Master. Da der Betriebsleiter ein großes Interesse an einer Kraftfutterreduzierung und einer höheren Grundfutterleistung hatte, wurde vor 4 Jahren eine neue Halle mit Heutrocknung gebaut. Zusätzlich wird eingegrast. Laut des Betriebsleiters ist der Vitaminschub durch das Eingrasen deutlich erkennbar und die Grundfutterleistung wurde deutlich gesteigert.
Die Wachstumsbedingungen sind im Allgäu mit 1.500 mm Niederschlag gut. Es muss oft geschnitten werden um viel gutes Futter zu haben. Allerdings ist in der
Fütterung auch die Eiweißüberversorgung nicht zu unterschätzen. Auf den moorigen und schwer befahrbaren Wiesen wurde früher viel im Lohn gemacht. Heute wird alles selber gemacht, da der Betriebsleiter seine Flächen und die vorherrschenden Verhältnisse am besten kennt. 30 ha Grünland befindet sich direkt um den Hof und 20 ha in 2 km Entfernung.
Seit dem Bau des Heustocks steht genügend Bergeraum zur Verfügung. Der 1. Schnitt kommt aufgrund des schlechten Wetters zum Trocknen ins Silo. 2 + 3 Schnitt Trockengut, 4, 5 + 6 Schnitt kommt relativ jung ins Silo. Ausgeglichen wird die Trogration mit Silomais. Für das Trockengut wird das Gras abends gemäht. Danach 1 ½ Tage liegen gelassen und anschließend 70 Stunden getrocknet. Herr Herz stellt klar heraus: „Frisch eingefahrenes Gras ist wie ein frisches Kälbchen“. Das heißt es muss gut umsorgt und beobachtet werden. Der Heustock besteht aus 2 Kammern und ist mit einer Dachabsaugung ausgestattet. Auf die Frage warum er keine Heumilch liefert meinte Herr Herz „Es geht um die Kühe und deren Gesundheit“. Die bisherige Anschaffung belief sich auf 230.000 €. Für eine Gesamtumstellung ist eine Investition von 700 – 800.000 € notwendig. Außerdem besteht ihm hier eine zu große Unsicherheit bei der Molkerei. Herr Herz betont, dass das Dürrfutter den Betrieb in der Grundfutterleistung vorangebracht hat. Auch seien die Kühe um die Abkalbephase stabiler.
Vor der Kalbung bekommen die Kühe 1 ½ - 2 kg Kraftfutter. Früher wurden 10 – 11 kg Kraftfutter gefüttert. Jetzt setzt er mehr Vertrauen in das Grundfutter. Deshalb sind am Transponder höchstens 7 kg Kraftfutter möglich. Im Winter wird ein 16/4 und im Sommer in 14/4 Milchleistungsfutter gefüttert. Im Melkstand wird 1 kg Lockfutter angeboten. Der Landwirt macht keine Futteruntersuchungen. Die Trogration besteht zu 50 % Trockenfutter, 40 % aus Gras und 10 % Mais.
Die Herdenleistung liegt bei etwa 10.000 kg Milch pro Kuh. Das ø Tagesgemelk liegt bei 30 – 32 Liter, bei 4,50 % Fett und 3,54 % Eiweiß.
Die Klauenpflege führt der Betriebsleiter selbst durch und vergleicht diese Arbeit mit einem Hobby ähnlich wie schnitzen. Ab der 3ten Laktation bekommen die Frischabkalber Calcium und einen Bolus. Diese werden mehrmals täglich beobachtet (Kot + Wiederkauen usw.). Auf dem Hof wird auch ein Stier zum „Ausputzen“ gehalten. Im alten Stall ist das Jungvieh und die Trockensteher untergebracht.
Nach dem gemeinsamen Mittagessen besuchten wir den Betrieb von Andreas Eyrich. Der Betrieb bewirtschaftet 65 ha (davon 25 ha Mais, 5 ha Ackergras, 20 ha Grünland [Bewirtschaftungsvertrag] und 5 ha Mais zugekauft) und besitzt eine 75 KW Biogasanlage. Der Niederschlag liegt bei 1.100 mm.
Im Moment werden 199 Kühe gemolken. Auf dem Hof wird auch das dazugehörige
Jungvieh gehalten. Die Trockensteher, das Jungvieh und die Abkalber sind im
alten Stall untergebracht. Die Abkalber kommen 8 Tage vor dem Kalben in den
Abkalbebereich. Die Frischmelker werden im alten Melkstand gemolken. Nach 3 – 5 Tagen werden diese in den neuen Stall zum Melkroboter gebracht. Im alten Stall lag die Milchmenge bei 9.500 Liter. Im neuen Stall werden zurzeit 10.500 Liter
erreicht. Zu den Arbeitskräften zählen die Eltern, der Betriebsleiter und seine
Frau, die 4 Kinder zu versorgen hat. Ab Sommer kommt noch ein Lehrling hinzu.
Am Tag werden 4 Futtermischungen angemischt. Morgen für die HL – davon geht ein Teil an die Kälber – und die NL. Abends wird die Mischung für das Jungvieh/Trockensteher und nochmals HL gemacht. Über KuhVision werden die besten Tiere selektiert. Der Rasseausschuss sucht in der Regel 6 – 7 Bullen aus, die dann eingesetzt werden. Das Ziel für das EKA liegt bei 24 Monaten. Im Moment liegt dieses bei 25 Monaten. Die Kälber bekommen Trocken-TMR und werden 8 Monate mit Vollmilch getränkt.
Der 2015 neu gebaute Stall ist mit 3 AMS (Lely) und einem Futteranschieberoboter ausgestattet und wurde ohne Förderung gebaut. Alle 3 Roboter können Kühe in den Selektionsbereich aussortieren. Die freie Zeit am Roboter beträgt 15 %. Bei den Frischmelkern sind die Liegeboxen 1,25 m breit und es herrscht ein Tier:Fressplatz bzw. Liegeplatzverhältnis von 1:1. Frischmelker bleiben 6 – 8 Wochen in dieser Gruppe. Wenn die Kühe fit sind, kommen sie in die HL-Gruppe. Hier sind die Liegeboxen 1,20 m breit. Am Roboter werden maximal 5 kg Kraftfutter zugeteilt. Hier kommt ein 23/4 und ein 28/4 MLF zum Einsatz. Die Rezeptur ist immer gleichbleibend.
60 – 80 Tage nach der Kalbung wird besamt. Die Ration der NL ist auf 20 kg Milch ausgelegt. Die Kühe werden in der Regel aufgrund der 2 Leistungsgruppen
nicht fett. Vor dem Trockenstellen wird bei allen Kühen Klauenpflege
durchgeführt.
Zu den Betriebskennzahlen: Abgangsleistung: ø 30 Liter bei 190 Laktationstagen, 3,90 – 4,00 Fett, 3,55 Eiweiß, 42.000 Liter, rechnerische Lebensleistung nach DLG: 49.000 Liter, Lebenstagsleistung: 18,8 Liter, 10.000 Liter verkaufte Milch, 5.200 Liter Grundfutterleistung, 233 g Kraftfutter/kg Milch, Zellzahl: 200 – 250 Tsd.
Zellen (relativ alte Herde), ZKZ: 410 Tage (bei dem Leistungsniveau völlig ok)
Vor unserer Heimreise wurden wir noch gut mit Kaffee, kalten Getränken und
selbstgebackenen Nussschnecken versorgt. Wir konnten viele neue Eindrücke sammeln und durften sehr interessante Leuten kennenlernen.