Rückblick Lehrfahrt nach Thüringen und Oberfranken
Mit 37 Teilnehmern war der Bus bei der diesjährigen Lehrfahrt doch ganz gut besetzt und so ging es am frühen Freitagmorgen los in Richtung Thüringen. Zunächst besuchten wir die Agrargesellschaft Marisfeld. Der als GmbH geführte Betrieb Marisfeld hat für seinen Stallneubau von 2012 mit 450 Kuhplätzen und zwei Vierboxrobotern von GEA den Thüringischen Tierwohlpreis bekommen. Im Moment ist der Stall mit 390 Kühen noch nicht ganz voll, es stehen aber derzeit 700 Stück Jungvieh im alten (Kuh-) Stall und an einem weiteren Standort, sodass es nicht mehr lange dauern wird bis die Kapazitäten ausgelastet werden können. Wegen des hohen Anteils an Grünland (500ha Acker, 700ha Grünland, davon werden 350ha von Schafen abgehütet) wird mit dem Jungvieh und den Trockenstehern eine intensive Weidewirtschaft betrieben. Durch schlechte Boden- und Niederschlagsverhältnisse sind auch auf dem „intensiven“ Grünland, das zur Silagebereitung gemäht wird nur maximal 3 Schnitte möglich. Die GmbH hat insgesamt 18 Mitarbeiter, die aber zu einem Großteil von 3 Familien gestellt werden. Eine Biogasanlage mit insg. 300 kW wird mit Gülle, Festmist, Futterrest und einem kleinen Teil Roggenschrot betrieben, mit der Abwärme werden 10 Wohnhäuser, ein Kinderheim und weitere öffentliche Einrichtungen versorgt.
Von Marisfeld aus ging es weiter zu einem sehr großen Betrieb, der Milchland GmbH Veilsdorf, wo wir in der hofeigenen Kantine zu Mittag essen konnten. Danach wurde die Milchviehanlage Schackendorf besichtigt. Hier werden 1520 der insgesamt 2240 Kühe in diesem Betrieb gehalten. Gemolken wird in einem 40er-Melkkarusell (Innenmelker), die Milch wird dann mit dem betriebseigenen Milchwagen zur Molkerei ins benachbarte Franken nach Coburg gebracht. In den noch aus DDR-Zeiten stammenden Ställen wird mit einer Bandfütterungsanlage gefüttert. Liegeboxen und Laufgänge sind sehr eng. Daher werden die Kühe nach dem Kalben und wenn sie behandelt werden müssen in einem separaten Stallabteil (teilweise Anbindung) gehalten und dort auch gemolken. Hier ist die Betreuung sehr intensiv, die Tierärztin kommt täglich. An dieses Stallabteil angeschlossen sind auch die Abkalbeboxen, die aus hygienischen und arbeitswirtschaftlichen Gründen nicht mit Stroh eingestreut, sondern mit Gummimatten ausgelegt sind. Anschließend besichtigten wir die Milchviehanlage Crock, wo weitere 720 Kühe der Milchland GmbH Veilsdorf untergebracht sind. Gemolken werden sie in zwei Doppel-6er-Fischgrätenmelkständen von 2006, die in einem Altgebäude untergebracht wurden. Auf diesem Betrieb war nach der Wende ein Holländer eingestiegen und hat 1996 einen neuen Stall gebaut, wodurch eine wesentlich tierfreundlichere und komfortablere Haltung möglich ist. Der Abkalbe und Frischkalberbereich ist hier auf Stroh. In der Milchland GmbH Veilsdorf werden außerdem noch Schafe gehalten, es gibt eine Biogasanlage, einen Landhandel, eine Gärtnerei sowie eine Kantine. Bewirtschaftet werden 2800ha Acker- und 1975ha Grünland. Es war sehr interessant zu sehen, wie in einem solch großen Betrieb Milch produziert wird, allerdings wurden auch die Schwächen deutlich.
Auf dem Weg nach Bamberg schauten wir uns noch einen Familienbetrieb in Franken an. Familie Hollfelder hält 120 Kühen und die weibliche Nachzucht. Der Milchviehstall ist von 2008, gemolken wird in einem Doppel-8er-Fischgrätenmelkstand. Vor einem Jahr wurde der neue Jungviehstall bezogen. Hier sind die ersten Abteile für Kälber in Anlehnung an einen Holsteiner Kälberstall gehalten, ab ca. 6 Monate werden die Rinder dann auf Hochboxen mit Gummimatte gehalten. Fam. Hollfelder kann nach einem Jahr eine positive Bilanz ziehen, da sich Krankheiten, v.a. Atemwegserkrankungen, auf ein Minimum reduziert haben.
Nachdem wir im sehr schönen Kongress Hotel unsere Zimmer bezogen hatten und im hoteleigenen Restaurant gegessen hatten, holte uns der Nachwächter zu einer Führung durch das historische Bamberg ab. Danach konnte jeder den Tag bei einem Rauchbier ausklingen lassen .
Am Samstagmorgen erwartete uns bei strahlendem Wetter ein sehr schöner Betrieb in Litzendorf, unweit von Bamberg. Die Familie Hollfelder bewirtschaftet einen Betrieb mit 210 ha, 150 Kühen + weiblicher NZ und eine hofeigene 250 kW Biogasanlage. Das Senior- Ehepaar ist für das Melken im 20er-Karusell von Westfalia zuständig. Ein Sohn kümmert sich um Herdenmanagement, Fütterung und Kälber, der andere Sohn übernimmt überwiegend die Außenwirtschaft und die Betreuung der Biogasanlage. Des weiteren sind eine Saison AK und ein Lehrling angestellt. Herr Hollfelder sen. ist zudem bei einer Gemeinschaftsbiogasanlage und einer Abfallbiogasanlage als Geschäftsführer angestellt. Der Milchviehstall wurde 2003 in Coucetten-Bauweise mit Tiefboxen (Kalk-Stroh-Matraze) und Schieberentmistung von der Fa. Hartmann erstellt. Im letzten Jahr wurde ein sehr schöner Holsteiner Kälberstall gebaut, wo sich die Kälber prächtig entwickeln.
Nach dem Mittagessen in Ipsheim besichtigten wir dort eine neue Aussiedlung. Jürgen Summ entschied sich aus arbeitswirtschaftlichen Gründen für einen sehr hohen Technisierungsgrad und baute 2012 einen neuen Stall mit zwei Einboxroboteranlagen von GEA sowie dem automatischen Fütterungssystem Mix Feeder von GEA. Im Moment werden ca. 100 FV Kühe gehalten, allerdings ist der Betrieb noch am aufstocken. Das Jungvieh ist im alten Laufstall an der Althofstelle untergebracht und wird dort mit dem alten Mischwagen, der allerdings vom neuen Fütterungssystem befüllt wird gefüttert. Herr Summ bewältigt die Arbeit mit seinen Eltern, seine Frau kann halbtags ihrem Beruf nachgehen.
Auf dem Heimweg besichtigten wir bei Schwabach den Betrieb Zwingel Milch. Der Betrieb Zwingel hält 70 Kühe, die mit einem Lely-Melkroboter im alten Stall gemolken werden, plus eigener Nachzucht und Bullenmast. Die Bullen werden zum Teil selbst geschlachtet und direkt vermarktet. Das Besondere und Interessante an dem Betrieb war die Vermarktung von jährlich 100.000 kg Milch als Frischmilch und Joghurt. Diesen Betriebszweig hat die Junior-Chefin nach ihrem Studium in Triesdorf begonnen. Die sehr günstige Lage im Ballungsraum Schwabach-Roth-Nürnberg beschert dem Betrieb eine sehr gute Nachfrage. Nach kurzer Zeit waren die Produktionskapazitäten (Pasteur) voll ausgelastet, so dass Neukunden sogar abgewiesen werden, wenn sie zu weit weg sind. Die Produkte werden mit 2 Autos in einem Radius von nur 7 km ausgefahren, was Zeit und Geld spart. Für die Direktvermarktung sind inzwischen 4 Teilzeitkräfte angestellt.
Mit zahlreichen Eindrücken im Gepäck und auch etwas müde waren wir gegen 20 Uhr wieder in Ellwangen.