Stallbaurundfahrt "Günstige Stallbaulösungen" am 20.09.2018
Wie wirtschaften meine Kollegen? Welche Stallbaulösungen sind in neu gebauten Ställen integriert? Welche Tipps und Tricks gibt es? Was davon könnte ich in meinem Betrieb für eine Optimierung anwenden?
All diese Fragen stellten sich die 29 Teilnehmer bei der Stallrundfahrt mit dem Thema „günstige Stallbaulösungen“ am Donnerstag, den 20.09.2018. Besichtigt wurden der Betrieb der Familie Munzinger bei Crailsheim-Wittau und die KHN Milchhof GbR in Wolpertshausen-Hörlebach.
Zuerst besuchten wir Familie Munzinger, die im Frühjahr 2017 in den neu gebauten Boxenlaufstall der Firma Hörmann mit 180 Plätzen einzog. Der alte Stall mit Laufhof war für den derzeitigen Kuhbestand viel zu klein und wird inzwischen für die Trockensteher und das Jungvieh verwendet. Bewirtschaftet wird der Hof als reiner Familienbetrieb ohne Fremdarbeitskräfte. Sie ergänzen sich in der anstehenden Arbeit, wobei jeder seinen eigenen Arbeitsbereich hat. Das Melken wird beispielsweise so aufgeteilt, dass einer immer morgens und einer immer abends dran ist.
Gemolken werden die Kühe in einem Außenmelker-Karussell mit 34 Plätzen, wobei 134 Kühe pro Stunde gemolken werden. Das Melkhaus bietet durch seine zwei offenen Seiten (durch Tore schließbar) viel frische Luft und Licht. Die Leistung liegt bei der Herde im Schnitt bei 8.500 Liter pro Kuh und Jahr. Gefüttert
wird eine Voll-TMR.
Neben Fleckvieh, Braunvieh und Holstein sind noch ein paar andere „Exoten“ im Stall vertreten. Inzwischen werden jedoch 90 % der Kühe mit Fleckvieh besamt. Das Reproduktionsmanagement wird vom Senior übernommen, der sich intensiv mit der Brunsterkennung beschäftigt. Eine Aktivitätsmessung haben Munzingers nicht installiert und auch Trächtigkeitsuntersuchungen werden nicht durchgeführt.
In der Außenwirtschaft mit 100 ha Grünland und 40 ha Ackerbau gibt es ein paar weitere Helfer, die in den Arbeitsspitzen mit anpacken.
Im Anschluss stärkten wir uns in der bäuerlichen Erzeugergemeinschaft am Rasthof Wolpertshausen, der ganz in der Nähe der KHN Milchhof GbR liegt, die wir als nächstes besichtigt haben.
Die KHN Milchhof GbR ist im Jahr 2000 aus einer Kooperation der Familien
Kümmerer, Hanselmann und Neber entstanden. Der Gedanke, sich zu einer
Kooperation zusammenzuschließen kommt daher, mit der Arbeit fertig zu werden,
nicht zum Wachsen, teilte uns Herr Kümmerer mit. Im neuen 6-reihigen
Boxenlaufstall mit einer Futterachse und Laufhof befinden sich 300 laktierende
Kühe.
Der alte, im Jahr 1990 erbaute Stall, wird nun zur Jungviehaufzucht, für
die Trockensteher (2 – phasig), Vorbereiter und Abkalber benutzt und befindet
sich in einem sehr guten Zustand und bietet den Tieren eine sehr gute Umgebung.
Da es Fleckviehliebhaber in der Kooperation gibt, besteht die Herde zu ca. 25 %
aus Fleckvieh und der Rest aus Holstein. Auch die 5 geliebten Jersey Kühe darf
man hier nicht vergessen.
Die Kühe werden in Frischmelker und Altmelker gruppiert und geben durchschnittlich 11.000 Liter Milch pro Kuh und Jahr. Zusätzlich gibt es eine „Hätschelgruppe“, in der sich die Kühe befinden, auf die ein besonderes Augenmerk gerichtet werden muss. Dazu gehören alle Kühe nach der 2. Kalbung.
Eine Besonderheit ist das 3 x tägliche Melken im Innenmelker-Karussell,
das auf Grund der vorhandenen Arbeitskräfte zu realisieren ist. Insgesamt sind
hier 12 Arbeitskräfte beschäftigt. Neben den Kooperierenden, bzw. den Familienmitgliedern sorgen 2 Festangestellte, ein Lehrling, und eine 450 € - Kraft dafür, dass die Arbeit geschafft wird. Von dem 3 x Melken pro Tag sind alle begeistert.
Besonders die Niedrigleistenden und Altmelker haben so eine Leistungssteigerung
gezeigt und die Zellzahlen sind gesunken. Kühe, die schwach sind oder zu Ketose
neigen, werden in den ersten Tagen nach der Abkalbung nur 2 x gemolken, wodurch man die Probleme zum Laktationsstart besser steuern kann. Beim nächsten Stallbauvorhaben wird die GbR mehr Wert auf große Boxen legen. Eingestreut wird mit Stroh-Kalk-Mischung. Für einen guten Liegekomfort werden die Boxen zweimal täglich geputzt.
Die Übergange sind mit Spalten ausgelegt. Ein Tipp ist, möglichst wenige
Pfosten und Wände im Stall einzubauen, um einen guten Überblick über die gesamte Herde zu haben.
Die 90 ha Grünland, 10 – 20 ha Kleegras und 100 ha Ackerbau werden bis auf das Häckseln in Eigenregime bewirtschaftet. Zusätzlich hat der Betrieb im Zuge des Stallbaus in eine Biogasanlage investiert.
Wir möchten uns nochmals ganz herzlich bei den beiden Betrieben für den Einblick in ihre Ställe, die herzliche Aufnahme und das Beantworten der Fragen bedanken. Wir freuen uns auf die nächste Lehrfahrt und sind offen für Wünsche und Anregungen.