Grünlandbegehung am 14.03.2017

Herr Wacker und Herr Bütter von der DSV beurteilten den Grünlandbestand und gaben Empfehlungen zur Pflege und Erhaltung wertvoller Gräser.

Der größte Kostenfaktor in der Milcherzeugung ist die Fütterung. Daher bildet eine gute Grundfutterqualität die Grundlage für eine erfolgreiche Milchviehhaltung. Deshalb sollte einer hohen Nährstoffausnutzung aus dem Grundfutter die höchste Priorität zukommen. Auf den meisten Betrieben ist die Ertragsleistung des Grünlands meist gar nicht bekannt. Da oftmals die genauen Erträge vom Grünland nicht erfasst werden, kann auch keine gezielte Düngung stattfinden. Nur entsprechendes Controlling schafft hier Klarheit.

 

Ziel ist es wirtschaftlich Milch zu erzeugen

Basis hierfür ist ein Grünlandbestand, bei dem die erwünschten, Ertrag und Qualität liefernden Arten den Grünlandbestand dominieren. Ein hoher Futterwert wird durch eine gezielte Erhaltung, Verbesserung bzw. Erneuerung einer hochwertigen und nährstoffzehrenden Grünlandnarbe erreicht. Diese ist auch Voraussetzung für eine hohe Nährstoffeffizienz der eingesetzten Gülle.

 

Zu aller erst sollte die Ausgangssituation erfasst werden. Hierfür findet eine Bodenuntersuchung statt und der Bestand wird bonitiert, denn nur anhand der vorhandenen Arten können Maßnahmen geplant werden, um wertvolle Arten zu erhalten bzw. zu fördern. Hierbei ist das Deutsche Weidelgras der Weizen des Milchbauern. Aufgrund seiner hohen futterbaulichen und damit wirtschaftlichen Bedeutung in der Grünlandwirtschaft wird ein hoher Anteil dieses Grases angestrebt. Dagegen ist die gemeine Rispe im Bestand unerwünscht, denn je höher der Anteil der gemeinen Rispe --> desto höher ist der Ertragsrückgang. Außerdem geht mit hohen Anteilen an gemeiner Rispe im Futter die Futteraufnahme zurück.

 

Für Grünland ist ein pH-Wert von 6,0 - 6,4 das Ziel.

 

Nachsaat

  • Eine Chance auf erfolgreiche Nachsaat besteht, wenn Licht, Luft und Wasser zur Verfügung stehen.
  • Gräser sind Lichtkeimer --> wir brauchen zur Saat eine Lücke!
  • Gras hat eine Keimtemperatur > 5°C
  • Jeder Nachsaattermin hat seine Vor- und Nachteile
    • März/April zu Vegetationsbeginn:
      • Gefahr von Spätfrösten
      • hohe Konkurrenz des ersten Aufwuchses
      • früher erster Schnitt notwendig
    • Nach dem ersten Schnitt: 
      • Witterung oftmals heiß und trocken
      • Grassamen keimen nach Niederschlag an und vertrocknen dann wieder
    •  Spätsommer/Herbst:
      • In der Regel ausreichend Wasser zu Verfügung
      • junges Gras muss sich vor Winter etablieren damit es nicht auswintert
  • Ist der Anteil der gemeinen Rispe sehr groß, bewirkt ein Striegeln vor dem 1. Schnitt eine Ertragsminderung, da die gemeine Rispe einmal im Jahr und zwar zum 1. Schnitt Ertrag bildet
  • Daher wird empfohlen intensive Eingriffe in den Bestand in der zweiten Jahreshälfte vorzunehmen, denn der Effekt des Striegelns der gemeinen Rispe ist nach einer Trockenphase im Spätsommer effektiver.
  • Im Frühjahr bieten sich Übersaaten an, um das Samenpotential zurück zu bringen
  • Der Nachsaaterfolg sowie eine positive Narbenentwicklung wird maßgeblich von der Art und Intensität der Folgebewirtschaftung beeinflusst. Voraussetzung für dichte, homogene und ausgeglichene Grünlandbestände ist eine frühe Schnittnutzung bzw. Beweidung der nachgesäten Flächen.
Geräte zur Grünlandbearbeitung
  • Striegel: Mit dem Striegel kann der Bestand in die gewünschte Richtung gelenkt werden. Ein scharf eingestellter Striegel reißt starken Filz der gemeinen Rispe heraus und schafft Licht und Luft für die bestehende Narbe. Außerdem regt das Striegeln des Bestandes die bestehende Grasnarbe zur Bestockung an.
  • Schleppe: Dient zur Querverteilung von Erde z. B. und ist somit zur Einebnung von Maulwurfshaufen geeignet. Außerdem wird beim Einsatz des Striegels der Boden durchlüftet und es wird eine leichte Entfilzung des Bestandes erreicht.

Lücken müssen geschlossen werden

Entstandene Lücken, welche beispielsweise durch Mäuse oder das Herausstriegeln von abgestorbenem Pflanzenmaterial hervorgerufen wurden, müssen unbedingt durch eine Nachsaat mit empfohlenen Arten und Sorten geschlossen werden. Dabei orientiert sich die Nachsaatmenge an dem Anteil der Lücken.

Bei einem Lückenanteil von

  • 5 - 10 % --> 5 kg/ha
  • 10 - 20 % --> 5 - 10 kg/ha
  • 20 - 30 % --> 15 - 25 kg: Hier ist eine Durchsaat mit entsprechender Spezialtechnik (z. B. Schlitztechnik von Vredo oder Herbamat) empfohlen  

 

Nachsaat bei Bestand mit hohem Anteil an gemeiner Rispe

  • Variante mit geringstem Ertragsausfallrisiko

Als Variante mit geringstem Ertragsausfallrisiko sieht Herr Wacker folgende:

  • Fläche striegeln, dabei den Striegel auf Griff einstellen und leicht versetzt fahren. Dann 2 - 3 mal über die Fläche fahren. Schwaden, um gemeine Rispe abzufahren, Nachsaat

Wird die Fläche mit der Kreiselegge bearbeitet, handelt es sich nach Aussage von Herrn Wacker um die aggressivste Methode. Die Kreiselegge ist nur auf kleineren Flächen einsetzbar, da die Flächenleistung sehr gering ist. Außerdem wird dem Boden viel Feuchtigkeit entzogen, welche für das Wachstum der Grassamen benötigt wird.

 

  • Chemische Variante
Soll die "Bekämpfung" chemisch erfolgen, wird Glyphosat eingesetzt. Dabei wird das Totalherbizid nach dem Silieren eingesetzt. Ziel ist es einen Teil der Altnarbe zu erhalten und einen Teil der gemeinen Rispe abzuspritzen. Dabei besitzt die gemeine Rispe eine große Oberfläche und das Gras eine geringere Oberfläche. Nachdem die Wirkung der chemischen Behandlung sichtbar ist, wird gestriegelt, um das abgestorbene Material abzustriegeln. So werden das alte, kaputte Pflanzenmaterial und die Wirkstoffe abgefahren.
  • Vollständige Abspritzung

Eine vollständige Abspritzung ist erforderlich, wenn der Anteil an wertvollen Gräsern < 50 % ist.

 

Auswahl der Nachsaatmischung

Nachsaat in der

  • ersten Jahreshälfte: Sorten, die sehr schnell wachsen, da sich diese sehr schnell etablieren müssen
  • zweiten Jahreshälfte: Mischungen, die eher breiter aufgestellt sind
Sollte der Bestand gewalzt werden?

Herr Wacker empfiehlt auch ein Walzen der Fläche, da dadurch die Bestockung angeregt wird und der Bodenschluss wiederhergestellt wird. Wird ein zu feuchter Boden gewalzt, wirkt sich dies Bodens kontraproduktiv aus, da es zu Verdichtungen und somit zu einem gestörten Luft-Wasser-Haushalt kommen kann. Auch sollte keine Glattwalze verwendet werden, da diese einen zu hohen Auflagendruck auf einzelne "höher stehende" Horste ausübt. Empfohlen werden Prismen- oder Glattwalzen. 

 

Was sollte beim Walzen beachtet werden?

  • Boden darf beim Walzen weder zu nass noch zu trocken sein. 
    • zu nasser Boden --> Gefahr zu hohe Verdichtung
    • zu trockener Boden --> Walzen bleibt wirkungslos
    • beste Wirkung auf leicht feuchtem Boden
  • empfohlene Walzen
    • Durchmesser > 1 m
    • geringe Breite
    • ausreichendes Gewicht von 700 - 1.000 kg pro m Arbeitsbreite
  • Fahrgeschwindigkeit höchstens 4 km/h